ULRICH HAUG REAKTIONEN
Schichten des Sehens
01. March 2004
In der Antike war die Wachsmalerei eine bekannte Technik der bildenden Kunst. Durch Funde in der ägyptischen Oase Fayum sind sehr eindrückliche Beispiele auf uns gekommen, bei denen „punisches Wachs“ als Farbträger benutzt wurde. So gesehen führt Ulrich Haug eine uralte Maltradition fort, wenn er in seinen Bildern Wachs als das zentrale Material einsetzt. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Nur ausnahmsweise mischt er Pigmente in die geschmolzene Masse, ihm geht es vor allem um ihre Transparenz. Jedenfalls fällt dieser Begriff immer wieder im Gespräch mit ihm. Als Betrachter seiner Bilder ist man versucht, Transparenz durch Transluzenz zu ersetzen. Denn die Wachsschichten sind meist mehr durchscheinend als durchsichtig, oft opak und manchmal durch Dicke oder durch gelegentlich doch beigemischtes weißes Pigment sogar deckend. Und so können die Zeichnungen, die unter den vielen Schichten aus verschiedenen Wachsen liegen, schon mal ganz verschwinden, an anderer Stelle kann das Auge sie noch schemenhaft erkennen, dann wieder treten sie deutlich hervor oder werden durch in das Wachs geritzte Konturen akzentuiert. Diese zeigen immer wieder das menschliche Skelett, oder Teile davon, deformiert und verfremdet, daher nicht unbedingt anatomisch korrekt. Das Knochengerüst, ebenso wie Baumskelette in abgebrannten provençalischen Wäldern, findet Haug „spannend“, auch hier geht es ihm um Durch- und Hineinsicht.
Ein anderes wiederkehrendes Element sind die Fundstücke, die in die meisten Bilder eingearbeitet sind. Metallplatten, Holzreste, Bienenwaben tauchen immer wieder auf, letztere weniger wegen ihres Bezugs zum Hauptmaterial als aufgrund der besonderen Struktur. Die Waben bezieht der Künstler direkt von einem Imker, über den er auch einen Teil des Hauptmaterials bekommt; er setzt das Bienenwachs mit seinem niedrigen Schmelzpunkt allerdings nur begrenzt ein. Für die mal weichwellige, mal körnig zerfurchte Oberflächenstruktur seiner Werke sind harte Paraffinwachse besser geeignet. Es ist also keine Beuys’sche innere Verbindung zum Stoff, die ihm das Wachs nahelegt. Ulrich Haug hat bewusst und gezielt nach dem Material mit den beschriebenen optischen Eigenschaften gesucht, um eine bestimmte Bildwirkung zu erzielen.
Die Suche begann schon während der Studienzeit in Ludwigsburg und Tübingen, wo er Sonderpädagogik mit Hauptfach Kunst belegte. Seit 1997 arbeitet er an Sonderschulen für Geistigbehinderte, seit 1999 zudem als Dozent des Staatlichen
Seminars für Schulpädagogik. In beiden Funktionen nehmen Kunst und Kunstpädagogik einen großen Teil der Tätigkeit ein, und so entsteht kein Widerspruch zwischen den beiden Arbeitsfeldern.
Eine Ausstellung in Köln, mit dem ersten Katalog seiner Werke hat Aufmerksamkeit erregt; seitdem „läuft“ auch die Kunst. Ulrich Haug möchte trotzdem die pädagogische Arbeit nicht missen, auch wenn seine künstlerische Tätigkeit möglicherweise bald mehr Raum einnehmen wird. Denn die Arbeit mit den ungezählten Wachsschichten auf jedem Bild erfordert viel Zeit und Aufwand. Die Energie, die er dabei einsetzt, strahlt als subtile Kraft unter der nur scheinbar
ephemeren Oberfläche durch. Bei den Mumienporträts von Fayum hat sich das Wachs als unverwüstlicher Träger der – paradoxerweise äußerst lebendig wirkenden – antiken Bildnisse erwiesen.
Quelle: pronews 01/2004 - Zimmer AG - www.zimmer.com
Ein anderes wiederkehrendes Element sind die Fundstücke, die in die meisten Bilder eingearbeitet sind. Metallplatten, Holzreste, Bienenwaben tauchen immer wieder auf, letztere weniger wegen ihres Bezugs zum Hauptmaterial als aufgrund der besonderen Struktur. Die Waben bezieht der Künstler direkt von einem Imker, über den er auch einen Teil des Hauptmaterials bekommt; er setzt das Bienenwachs mit seinem niedrigen Schmelzpunkt allerdings nur begrenzt ein. Für die mal weichwellige, mal körnig zerfurchte Oberflächenstruktur seiner Werke sind harte Paraffinwachse besser geeignet. Es ist also keine Beuys’sche innere Verbindung zum Stoff, die ihm das Wachs nahelegt. Ulrich Haug hat bewusst und gezielt nach dem Material mit den beschriebenen optischen Eigenschaften gesucht, um eine bestimmte Bildwirkung zu erzielen.
Die Suche begann schon während der Studienzeit in Ludwigsburg und Tübingen, wo er Sonderpädagogik mit Hauptfach Kunst belegte. Seit 1997 arbeitet er an Sonderschulen für Geistigbehinderte, seit 1999 zudem als Dozent des Staatlichen
Seminars für Schulpädagogik. In beiden Funktionen nehmen Kunst und Kunstpädagogik einen großen Teil der Tätigkeit ein, und so entsteht kein Widerspruch zwischen den beiden Arbeitsfeldern.
Eine Ausstellung in Köln, mit dem ersten Katalog seiner Werke hat Aufmerksamkeit erregt; seitdem „läuft“ auch die Kunst. Ulrich Haug möchte trotzdem die pädagogische Arbeit nicht missen, auch wenn seine künstlerische Tätigkeit möglicherweise bald mehr Raum einnehmen wird. Denn die Arbeit mit den ungezählten Wachsschichten auf jedem Bild erfordert viel Zeit und Aufwand. Die Energie, die er dabei einsetzt, strahlt als subtile Kraft unter der nur scheinbar
ephemeren Oberfläche durch. Bei den Mumienporträts von Fayum hat sich das Wachs als unverwüstlicher Träger der – paradoxerweise äußerst lebendig wirkenden – antiken Bildnisse erwiesen.
Quelle: pronews 01/2004 - Zimmer AG - www.zimmer.com